Historisches Sachsen
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Altzella   
 
Allgemeines
 
Information

Landkreis Meißen

Beschreibung
Sachsen war im Mittelalter eine reiche Klosterlandschaft mit über 80 Klöstern von oft hoher kultureller und architektonischer Bedeutung. Nach der Reformation im 16. Jahrhundert wurden viele Klostergebäude jedoch anderweitig genutzt oder sind heute Ruinen. Auf die Existenz mancher Klöster ist sogar nur noch anhand von urkundlichen Überlieferungen zu schließen.
Auch Altzella war einst eines der reichsten Klöster des mitteldeutschen Raumes und die bedeutendste Zisterzienserabtei Sachsens. Kaiser Friedrich I. schenkte auf Bitten von Markgraf Otto dem Reichen dem - als Grablege seiner Familie vorgesehenen - Kloster 800 Hufen Grundbesitz, mit der Aufgabe, dieses Land urbar zu machen. Diese Aufgabe übertrug man dem Zisterzienserorden, der sich in dieser Zeit von Burgund aus über ganz Mitteleuropa ausbreitete. Nach dieser 1162 erfolgten Stiftung vergingen noch einige Jahre, bis um 1170 der Bau des Klosters begann. Schließlich eröffnete das Kloster 1175 nach der Fertigstellung der notwendigsten Wohngebäude und der Johanniskapelle. Abt Heinrich zog mit 12 Mönchen vom Mutterkloster Pforta bei Naumburg in das neue Zisterzienserkloster Cella ein und unterstand der zisterziensischen Primarabtei Morimond.
Altzella kam zu seinem heutigen Namen erst nach der Gründung des Klosters von Neuzelle in der Niederlausitz, nach welcher es seit dem 14. Jahrhundert zur besseren Unterscheidung vetus cella (alte Zelle) genannt wurde.
Schon bald gehörte Kloster Altzella zu der "Perlenkette" dieser Ordensniederlassungen und entwickelte sich zu einem der reichsten und einflußreichsten Klöster in Deutschland. Die Zisterzienser strebten nach größtmöglicher Unabhängigkeit von den wirtschaftlichen und sozialen Bindungen ihrer Zeit. Das Kloster entwickelte sich zu einem bedeutenden Landwirtschaftsbetrieb, zu dem Weinberge, Mühlen, Waldflächen, Fischteiche und insgesamt mehr als 10 Grangien (Klosterhöfe) in Dörfern und Städten gehörten, auf denen der Bedarf des Konvents angebaut wurde. Überschüsse verkauften die Mönche auf den Märkten. Zeitweise lebten 240 Mönche im Kloster Altzella.
Auch die Wissenschaften blühten auf. Altzella besaß eine bedeutende wissenschaftliche Bibliothek und seit 1506 einen Bibliothekssaal im Konversenhaus "in dem auf 28 Pulttischen 960 wissenschaftliche Werke zum täglichen Gebrauch auslagen".
Mit der Reformation in Sachsen hatte dies alles ein Ende. Das Kloster wurde 1540 aufgelöst, die Bibliothek an die Universität Leipzig verschenkt. Das Kloster verfiel, nachdem Kurfürst August 1553 die Gebäude zur Baustoffgewinnung - unter anderem für das Nossener Schloss und die Kirche - freigegeben hatte. Der Boden wurde an die Ritter verpachtet. Weil es als Getreidespeicher (ab 1580) und Kuhstall (um 1700) Verwendung fand, überdauerte das um 1220/30 errichtete Konversenhaus. Einst befand sich in seinem Erdgeschoss der Speisesaal der Konversen und im Obergeschoss deren Schlafsaal. Im noch romanischen Speisesaal des Erdgeschosses befindet sich nach Freilegungen von 1953-62 das Lapidarium (Sammlung von Steindenkmalen).
Um 1800 entstand der heutige romantische Landschaftspark durch den Kunstgärtner Johann Gottfried Hübler, wobei er die Ruinen in die Parkgestaltung einbezog. Diese Ruinen gehören zu den ältesten architektonischen Zeugnissen stolzer sächsischer Vergangenheit und vermitteln dem Besucher heute noch den Eindruck einer hochwertigen künstlerischen Raumgestaltung und vollendeten Behandlung des Materials. Von der gewölbten romanischen Backsteinbasilika haben sich nur noch Reste der Westwand erhalten.
Von 1190 bis 1381 diente das Kloster als Erbbegräbnisstätte des wettinischen Fürstenhauses. An der Stelle des Chores, der Grablege der Wettiner, steht das 1677-80 von W. C. von Klengel errichtete Mausoleum, das 1787-1804 umgestaltet worden ist.
Riesige alte Buchen spenden Schatten, wie sie das schon für Caspar David Friedrich, den genialen Maler der Romantik, getan haben, als er an dem Gemälde "Die Ruine im Wald" arbeitete.
 
Bildergalerie
Schüttgebäude
Konversenhaus
Lapidarium
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