Historisches Sachsen
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Lichtenstein   
 
Allgemeines
 
Information

Landkreis Zwickau

Beschreibung
Das im Chemnitzer Land an der Bundesstraße 173 gelegene Lichtenstein wird aus gutem Grund auch als Stadt im Grünen bezeichnet, ist es doch umgeben von bewaldeten Berghöhen.
Bereits im 13. Jahrhundert siedelten sich im Schutz der damals existierenden Burg unterhalb des Burgberges Ackerbauern und Handwerker an. Der Ort selbst wurde im Jahre 1446 nachweislich als "Stadt" bezeichnet. Seine günstige Lage an der alten Heer- und Handelsstraße von Nürnberg nach Dresden förderte wohl die Stadtentwicklung.
Das Wahrzeichen der Stadt Lichtenstein ist das hochaufragende Schloss, das erstmalig (umstritten) im Jahr 1212 als "Castum Lichtenstein" erwähnt sein soll. Auf urkundlich gesichertem Boden stehen wir 1240, als ein Herrensitz des Albertus de Lychtenstein bezeugt wurde. Wahrscheinlich ist die alte Burg aber bereits vor 1200 im Zuge der Kolonisation entstanden. Funde im Innenhof und eine wissenschaftliche Untersuchung des Untergrundes zeigten, dass Reste einer Vorgängerburg noch vorhanden sind. Durch einen Bergsporn war die Burg von drei Seiten hervorragend gesichert. Die vierte Seite schützte ein doppelter äußerer Abschnittsgraben, der den Burghof vom Hinterland trennte.
Die Herren von Lichtenstein waren eng an das Geschlecht der Schönburgs gebunden, haben sie doch in diesem Territorium die Kolonisation geführt und gelten als Gründer der Urburg. Die Gründung der Burg auf einem von der Natur für den Burgenbau bestens vorbereiteten Bergsporn steht vermutlich im Zusammenhang mit einer alten Wegeführung von Altenburg über den Gebirgskamm nach Böhmen. Dass die Herren von Schönburg enge Beziehungen zur Burg Lichtenstein besaßen, lässt sich auch aus einer Urkundenausstellung von 1286 auf der Burg Lichtenstein ablesen. Im Lehnbuch Friedrichs des Strengen, das die wettinischen Besitzungen in der Mitte des 14. Jahrhunderts beschreibt, erscheint Lichtenstein als markgräflich-meißnisches Lehngut in den Händen der böhmischen Linie der Schönburger.
Nach einem Großbrand im Jahre 1538 veränderten die Besitzer den mittelalterliche Wehrbau durch Neubauten im Stile der Frührenaissance völlig. Mehrmals wurde die Burganlage in regionale Adelskämpfe einbezogen, erobert und zerstört. Letztmalig eroberten während des Dreißigjährigen Krieges kaiserliche Truppen unter Holk Lichtenstein. Als Ruine stand die Burg bis nach dem Westfälischen Frieden. 1648 baute man sie als Wohnschloss im Renaissancestil wieder neu auf. Durch den Um- und Ausbau von 1837 bis 1839 nahm das Schloss seine heutige Gestalt an.
Den Schlosshof im Zentrum der Vierflügelanlage umgeben weitgehend schmucklose zwei- und dreistöckige Gebäudeteile mit einfachen Sattel- und Walmdächern. Den Eingang markiert der dreigeschossige Ostflügel mit einem Rundturm an seiner nördöstlichen Ecke. In den Innenhof führt eine Durchfahrt. Dem zweigeschossigen Westflügel gegenüber ist ein achteckiger Treppenturm vorgelegt. Ein zusätzliches, von markanten Säulen umgebenes Stockwerk mit Laterne und spitzer Haube lassen den Turm schlanker erscheinen. Dachgauben und ein Arkadengang, der bei den Umbauarbeiten im 19. Jahrhundert im Schlosshof entstand, lockern das Ensemble auf.
Bemerkenswert sind die in der Mitte des 20. Jahrhunderts entdeckten unterirdischen Gänge, die bis heute Rätsel aufgeben. Wahrscheinlich dienten sie als Bier- und Vorratskeller und besaßen keine primäre Wehrfunktion. Ihre Lage zum heutigen Ostflügel des Schlosses weist jedoch auf eine größere Standortverschiebung des Bauwerks hin. Die Kelleranlagen könnten Hinweise auf eine untergegangene Vorburg im Bereich der heutigen Zufahrtsstraße geben. An das Fürstengeschlecht der Schönburger erinnert die unter dem Schloss befindliche Fürstengruft. In ihr sind 20 Mitglieder des Hauses Schönburg beigesetzt.
Bereits in den 1920er Jahren wurden Teile des Schlosses vermietet. Dazu unterteilte man Raumfolgen, um abgeschlossene Wohnbereiche zu schaffen. So ging der Schlosscharakter bereits zu dieser Zeit verloren. Nur der große Saal und einige herrschaftlichen Räume im Südflügel blieben erhalten. Von 1949 bis Februar 2000 gehörte das Schloss dem Bistum Meißen, das darin ein Altersheim untergebracht hatte. Vielfältige Veränderungen zerstörten beim Umbau weitere Inneneinrichtungen. Seit 2000 war das Schloss wieder im Besitz der Schönburger, erhielt nach einer Zwangsversteigerung im Jahr 2014 jedoch einen neuen Besitzer, der das Schloss zu einem Hotel-, Wellness- und Restaurantbetrieb umgestalten will. Erste Restaurierungsarbeiten förderten bereits vielfältige Überraschungen zutage. Im Rittersaal konnte eine Holzbalkendecke anhand der Jahresringe auf das Jahr 1537 datieren werden. In einer Mauer im Rittersaal kam das Schönburg'sche Wappen zum Vorschein. Dazu machen barocke verzierte Decken, Original Holzparkett und historische Tapeten Hoffnung auf weitere sehenswerte Funde. Es bleibt zu hoffen, dass das Vorhaben gelingt und das Schloss wieder zu neuem Leben erwacht.
Im angrenzenden Palais mit seinem herrlichen Park gibt es wechselnde Ausstellungen.
 
Bildergalerie
Schloss Lichtenstein
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