Historisches Sachsen
Das Portal für die Schlösser, Burgen und historischen Ruinen im Freistaat Sachsen
Schilbach   
 
Allgemeines
 
Information

Vogtlandkreis

Beschreibung
Schilbach, dessen Geschichte bis in das 13. Jahrhundert reichen soll, war im Besitz der Adelsfamilie von Tettau und von Mangold. 1830 erwarb der Adorfer Bürgermeister Christoph A. Becker den Hof und übertrug ihn seiner einzigen Tochter zur Hochzeit mit dem Leutnant Hans Eggert von der Lühe. Aus der Ehe ging eine Tochter hervor, die Hauptmann Victor von Metzsch heiratete. Als der Hauptmann im Jahre 1900 starb, übernahm seine Ehefrau bis zu ihrem eigenen Tod 1911 die Verwaltung des Gutes. Von den Erben der Familie von Metzsch kaufte schließlich der Fabrikant Carl Siems aus Plaue bei Flöha das Rittergut.
Zu dieser Zeit existierte noch das frühere Gut, ein Vierseitenhof mit einem Teich in der Mitte. Das alte Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert stand südöstlich davon, im heutigen Bereich der Zufahrtsstraße. Carl Siems, wohlhabender Teilhaber einer der größten Tüllfabriken Deutschlands, ließ noch im selben Jahr das wenig repräsentative Herrenhaus unerlaubt und gegen den Protest von Denkmalschützern abtragen. Etwas abgelegen von den anderen Gutsgebäuden entstand durch die Leipziger Architekten Händel & Franke ein vielgestaltiger Neubau, der neobarocke Architekturformen mit Elementen des Jugendstils vereint.
Auf der Hofseite wird der Eingang durch einen dreigeschossigen Turm mit umlaufender Galerie hervorgehoben. Das Portal umrahmen dorische Säulen, Ziervasen und ein Relief. Die Ostseite des Hauses besetzt ein gewölbter Wintergarten. Im Westen gliedert sich an den Hauptbau ein etwas niedriger Seitenflügel an. Ein schiefergedecktes Mansarddach gibt dem Herrenhaus das Aussehen eines Schlosses aus dem 18. Jahrhundert.
Auch im Innern setzt sich die großzügige Bauweise fort. Durch das reich verzierte Portal gelangt der Besucher zunächst in ein Entrée an das sich ein holzvertäfelter Vorsaal anschließt. Die nachfolgende Große Halle stellte den zentralen Wohn- und Festraum des Hauses dar. Von der Kassettendecke des über zwei Stockwerke reichenden Saales hängt ein Kronleuchter von 1912. Holzvertäfelungen an den Wänden geben dem Raum einen wohnlichen Charakter. Südlich der Halle liegen der Speisesalon sowie der Damen- (ehemals Musik-) und der Herrensalon. Die Wände des Speisesalons sind im unter Bereich ebenfalls mit Holzvertäfelungen ausgestaltet. In der Wandvertäfelung waren früher mit Samt ausgeschlagene Besteckkästen integriert, die später durch Wandschränke ersetzt wurden. Im oberen Bereich sind die Wände mit Schablonenmalereien versehen. Auch in den anderen Zimmern, wie dem Musikzimmer und der Bibliothek, sind wertvolle Vertäfelungen, Parkettfußböden, Kamine und Öfen erhalten geblieben.
Die privaten Wohnräume der Familie Siems lagen in den Obergeschossen. Zu ihnen gelangte man über die an der Nordseite der Großen Halle gelegenen Treppe. Den Flur, der zugleich als Galerie dient, rahmt an drei Seiten eine Bogengliederung. Auf der Galerie steht auch eine eigens für die Familie Siems angefertigte Salonorgel.
Um das Haus erstreckt sich eine weitläufige Parkanlage mit ca. 2 Kilometer Parkwegen und einem erlesenen Baumbestand. Die Anlage wurde 1913 von dem königlich-sächsischen Gartenarchitekten Max Bertram im Auftrag des Rittergutsbesitzers Siems angelegt. Charakteristisch für den Park sind die Sichtachsen sowie die Einbeziehung des Wassers als Gestaltungselement.
Die Familie Siems wohnte in Plaue bei Flöha und nutzte das Haus nur an Wochenenden und zu besonderen Anlässen. Das Gut führte ein Verwalter. Nach dem Tod ihres Mannes 1937 fiel der Grundbesitz an Marianne Siems. Im Mai 1945 besetzen amerikanische Truppen Schilbach. Ab Juli 1945 übernahm die sowjetische Militärverwaltung das Rittergut. Marianne Siems wurde weitgehend enteignet und das Gut im Zuge der Bodenreform aufgeteilt. Das Herrenhaus übernahm der Landesvorstand der SED und nutzte es bis 1955 als Kreisparteischule. Danach bezog bis 1991 ein Altersheim die Räume. 1996 erwarb der Obervogtländische Verein für Innere Mission die Gutsgebäude und übernahm zwei Jahre später auch das Herrenhaus. Nach einer umfangreichen Sanierung betreibt die "ARCHA Europäisches Kultur- und Jugendbildungszentrum" eine Tagungsstätte mit Seminare und Schulungen.
 
Bildergalerie
Herrenhaus Schilbach
Große Halle
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