Historisches Sachsen
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Schmölen   
 
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Information

Landkreis Leipzig

Beschreibung
Schmölen ist ein Ortsteil der Gemeinde Bennewitz im Nordosten des Landkreises Leipzig unweit von Wurzen. Von außen kaum noch erkennbar erhebt sich am Randes des Ortes nur unweit der Mulde ein ehemaliger Herrensitz. Bereits im 10. Jahrhundert soll am Standort des späteren Herrenhauses eine alte Wasserburg gestanden haben, deren früheste Besitzer jedoch im Dunkeln liegen. Um das Herrenhaus zog sich ein Wassergraben, der erst am Anfang des 20. Jahrhunderts vollständig zugeschüttet wurde.
Im 15. Jahrhundert war der Hof Tafelgut der Meißner Bischöfe, doch spätestens ab 1519 an adlige Herren verlehnt. Die Besitzer wechselten häufig und lebten in Schmölen zum Teil nur wenige Jahre. Zu den Adelsfamilien, die auf Schmölen saßen, gehörten die von Schleinitz, Thümmel, Seydlitz, Tedlitz und Damnitz. An Friedrich Leberecht von Damnitz, der das Rittergut zwischen 1705 und 1715 bewirtschaftete, und seine Ehefrau, die Tochter des Generals Hans Hermann Wastromyrsky von Rocketnick, erinnert ein sandsteinernes Giebelfeld mit zwei Wappen und Monogrammen über dem gartenseitigen Eingang des Herrenhauses.
Im 19. Jahrhundert gehörte das Rittergut sowohl adligen, als auch bürgerlichen Familien, die sich jedoch nie lange in Schmölen aufhielten. Schließlich ersteigerte 1901 Dr. jur. Karl Johann Schultz aus Chemnitz den Hof. Er ließ noch im gleichen Jahr den ehemaligen Wallgraben trockenlegen und ein neues Herrenhaus erbauen. Der Neubau bestand aus vier Flügeln, die einen rechteckigen Innenhof umgaben. Zwei Eingänge befanden sich in den mit aufwändigen Gliederungen und bewegten Giebeln verzierten Mittelrisaliten der Schmalseiten. Die heute noch sichtbaren Architekturteile sind aus Rochlitzer Porphyr gefertigt und heben sich kontrastreich von der weißen Fassade des Herrenhauses ab. Ein hohes Mansarddach und ein vorgestelltes Portal mit dorischen Säulen an der Hofseite verliehen dem Bauwerk einen herrschaftlichen Gesamteindruck.
Leider blieb das Herrenhaus nicht in seiner ursprünglichen Gestalt erhalten. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden der letzte Rittergutsbesitzer Hellmut Schultz enteignet, die Wirtschaftsgebäude, Ställe und Scheunen abgetragen und das Herrenhaus 1947 zu einem Altenpflegeheim umgestaltet. Am 26. November 1967 vernichtete ein Brand das Dachgeschoss. Beim nachfolgenden Wiederaufbau erhöhte man das Gebäude durch ein zweites Obergeschoss, ersetzte das Mansarddach durch ein flaches Satteldach und überbaute den Innenhof zur weiteren Raumgewinnung. Diese massiven Umbauten entstellten das Bild des Herrenhauses nachhaltig. Lediglich die beiden Giebel behielten ihrer früheren Gestalt.
Noch bis in das Jahr 2002 betrieb die Arbeiterwohlfahrt Westsachsen das Herrenhaus als Pflegeheim. Danach stand es über viele Jahre leer, bis 2006 zwei Familien das alte Gebäude ersteigerten und es behutsam zu einer Pension bzw. im hofseitigen Anbau zu einem Tonstudio umgestalteten. Auch heute noch verströmt das historische Gebäude den Reiz des Besonderen. Über das Portal an der Hofseite betritt der Gast zunächst eine Eingangshalle, von deren hinteren Teil eine repräsentative Treppe ins Obergeschoss führt. Geradeaus befindet sich der Durchgang in den ehemaligen Innenhof, der heute mit seiner Glasdecke als Lichthof gestaltet ist. Um den Hof legt sich ein schmaler Gang, von dem die Gästezimmer abgehen. Der Ausgang an der Gartenseite führt über eine zweifach gestufte Terrasse und eine Freitreppe hinunter in den Garten.
Zum Rittergut Schmölen gehörte auch eine in der Mitte des 15. Jahrhunderts errichtete und nur wenige Schritte vom Herrenhaus entfernte Kapelle, die der heiligen Ursula gewidmet ist. Die kleine, auch heute noch für evangelische Gottesdienste genutzte Saalkirche mit hohem Walmdach stammt vermutlich aus dem 17. Jahrhundert. Ihr Dachreiter wurde 1907 erneuert.
 
Bildergalerie
Herrenhaus Schmölen
Treppenhaus
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