Historisches Sachsen
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Erlbach   
 
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Information

Vogtlandkreis

Beschreibung
Erlbach liegt unmittelbar an der Grenze zur Tschechischen Republik im Landschaftsschutzgebietes Oberes Vogtland. Die größtenteils bewaldete Mittelgebirgslandschaft mit Höhen von 550 bis 800 Meter wurde im 12. Jahrhundert nur dünn besiedelt und weist nur wenige Rittergüter auf. Ein 1303 in Erlbach erwähnter Herrensitz war um 1452 im Besitz der Familie Thoß, die in Erlbach noch bis in das 17. Jahrhundert ansässig war. Nach dem Tod ihres Vaters nahmen in diesem Jahr die Brüder Wolf, Joachim und Albrecht Thoß eine Teilung ihres geerbten Rittergutes vor. Wolf erhielt das "Alte Schloss", das Dorf Wohlbach sowie die Wüstungen Eubabrunn und Wernitzgrün. Joachim bekam das "Alte Haus", die Güter in Adorf und das Dorf Breitenfeld und Albrecht einen Teil des Dorfes Erlbach mit Kegel, Gopplasgrün und das Vorwerk Wohlhausen.

Erlbach unteren Teils


Mit der Erbteilung ging aus dem alten Rittersitz das Rittergut unteren Teils hervor, das 1663 an die Adelsfamilie von Beulwitz gelangte. Das alte thüringische Adelsgeschlecht breitete sich von Beulwitz bei Saalfeld nach Schwarzburg, dem Vogtland und später auch nach Braunschweig und Dänemark aus. Der Besitz adliger Familien endete, als Wilhelm von Beulwitz das Rittergut 1841 an einen Bürgerlichen veräußerte, der wiederum 11 Jahre später einen Großteil der Rittergutsfluren an einheimische Bauern verkaufte. Damit hörte das Rittergut auf zu bestehen.
Das Herrenhaus Erlbach unteren Teils stellte sich im 19. Jahrhundert als ein herrschaftlich wirkendes Gebäude auf rechteckigem Grundriss dar. Giebel- und Fledermausgauben belebten das mächtige Mansarddach, über dem zentral ein schlankes Türmchen von der Bedeutung der Herrschaft kündete. Den ummauerten Rittergutshof füllten mehrere Wirtschaftsgebäude, hinter denen sich der heute noch sichtbare kleine Schlosspark befand.
Der Rittergutshof mit Brauerei wurde 1868 an Wilhelm Knüpfer verkauft, der bald darauf die Schankrechte erwarb, das Herrenhaus in eine Gaststätte verwandelte, um einen großen Saal erweiterte und einen Gasthof eröffnete. Nach einem Brand 1914 baute man den Saal neu auf. Nachdem 1934 bereits die Landwirtschaft aufgegeben wurde, stellte man in den 1950er Jahren auch den Gaststättenbetrieb ein und brachte 1957 eine Schulspeisung, den Schulhort sowie eine Turnhalle im ehemaligen Gasthof unter.
Die letzten Wirtschaftsgebäude des Rittergutes sind 1988 abgerissen worden. Mit der Übertragung des Gebäudes in Gemeindeeigentum 1990 eröffneten sich neue Möglichkeiten der Nutzung. Nach einer umfangreichen Sanierung wurde der ehemaligen Herrensitz als Kultur- und Begegnungsort eingerichtet und für Veranstaltungen verschiedener Art genutzt. Doch als auch das renovierte Haus in die Jahre gekommen war, standen weitere Um- und Ausbauarbeiten an. Dank der Unterstützung mit 1,5 Millionen Euro Fördermittel vom Land Sachsen konnte das "Alte Schloss" im März 2023 in nunmehr modernen Formen als Kultur-, Veranstaltungs- und Begegnungszentrum wiedereröffnet werden.

Erlbach oberen Teils


Auch das auf einer sanft ansteigenden Anhöhe liegende Rittergut im oberen Dorfteil entstand im Ergebnis der 1542 vorgenommenen Erbteilung, bei der Albrecht Thoß die Hälfte von Erlbach erhielt und mit dem Rittergut Obererlbach einen neuen Rittersitz erbauen ließ. Doch die nachfolgenden Jahre waren für die Familie nicht leicht. Im Dreißigjährigen Krieg wurden Bauerngüter im Dorf verwüstet und abgebrannt. Wenngleich über das Schicksal des Rittergutes nichts bekannt ist, scheinen auch dort die kriegerischen Handlungen nicht spurlos vorübergegangen zu sein. So lässt Joachim Wolf Thoß das geschädigte Herrenhaus nach einer dendrochronologischen Untersuchung der Hölzer im Dachwerk im Jahr 1695 in seiner heutigen Form errichten.
Das Rittergut oberen Teils stand in seiner Größe und Bedeutung jedoch immer dem Rittergut unteren Teils nach. Seine Ackerflächen waren klein und warfen auf Grund der Wetterverhältnisse im Gebirge und der kargen Böden nur wenige Erträge ab. So konnte der Gutsbesitzer auch nur ein schlichtes und wenig repräsentatives Herrenhaus finanzieren. Lediglich der mit Walmflächen und Gauben versehene Dachabschluss über dem zweigeschossigen, rechteckigen Baukörper mit acht Fensterachsen an der Hofseite lässt den herrschaftlichen Anspruch erahnen. Dennoch war der Hof ständig verschuldet und die Bewohner lebten in wenig standesgemäßen Verhältnissen.
Mit dem Tod von Carl Wilhelm Thoß Anfang des 19. Jahrhunderts erlosch die Erlbacher Linie der Thosse. Der Kammerherr August von Beulwitz ersteigerte das hochverschuldete Rittergut oberen Teils, nachdem seine Vorfahren das Rittergut unteren Teils bereits in der Mitte des 17. Jahrhunderts erworben hatten. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wird auch von Brandstiftungen im Jahre 1817 und 1820 berichtet, bei denen durch Feuerlegungen des Tagelöhners Christian Friedrich Sporn Seiten- und Nebengebäude des Rittergutes abbrannten. Sporn ist 1823 mit dem Schwert öffentlich hingerichtet worden.
In den Folgejahren wurden bereits erste Teile der Rittergutsfelder an bürgerliche Besitzer verkauft. 1875 erhielt der konservativen Politik Richard Bunde das Rittergut, weshalb man das Haus auch als Bunde-Schloss bezeichnet. Der Sohn des Rittergutspächters und Landtagsabgeordneten Heinrich Bunde vertrat den 45. ländlichen Wahlkreis in der II. Kammer des Sächsischen Landtags. Nach seinem Tod 1906 verkauften seine Erben weitere Teile des Wald- und Ackerlandes und 1913/14 dann auch die letzten großen Flächen. Zudem wurden die Wirtschaftsgebäude abgebrochen und der Landwirtschaftsbetrieb eingestellt. Das Herrenhaus blieb als Wohnhaus erhalten und war bis 1999 mit Wohnungen belegt. Danach stand das stark sanierungsbedürftige Gebäude leer.
 
Bildergalerie
Herrenhaus Erlbach unteren Teils
Herrenhaus Erlbach oberen Teils
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