Historisches Sachsen
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Gersdorf (Striegistal)   
 
Allgemeines
 
Information

Landkreis Mittelsachsen

Beschreibung
Nur zwei Kilometer östlich von Roßwein, auf der Rittergutsflur von Gersdorf, befindet sich das Flächendenkmal der vormaligen Bergwerksanlagen vom "Segen Gottes Erbstollen", denn bereits seit dem 13. Jahrhundert wurde hier nach Silber gegraben. Ergiebige Erzgänge des Freiberger Reviers reichten bis in diese Gegend und prägten die Landschaft. Wenngleich die Entwicklung des Gersdorfer Bergbaus stets im Schatten der großen Bergstädte Freiberg, Annaberg und Schneeberg verlief, zeugen doch heute immer noch Halden, Mundlöcher, künstlich angelegte Wassergräben, das Muldenwehr und andere technische Anlagen von den ertragreichen Zeiten insbesondere im 18. Jahrhundert.
Bald nach der Gründung des nahen Zisterzienserklosters Altzella bei Nossen ließen reiche Silbererzfunde um 1200 eine Bergmannsiedlung entstehen. Im 14. Jahrhundert führte der Niedergang der ersten Bergbauperiode jedoch zum Verfall der Bergmannssiedlung und der Schächte. Nach der Reformation im 16. Jahrhundert förderten die adligen Grundherren den Silberbergbau in Gersdorf, so dass die Belegschaft in der ertragreichsten Zeit im 18. Jahrhundert auf über 400 Knappen anwuchs. Erst der Preisverfall des Silbers beendete 1885 den Bergbau in der Region.
Gersdorf gehörte zum Stiftungsgebiet des Klosters Altzella. Bis zur Reformation unterhielt das Kloster Altzella in Gersdorf ein Vorwerk, welches nach der Säkularisierung des Klosters Altzella an Hans von Komerstedt kam. Später ging der Besitz an Bartholomäus Lauterbach, der trotz seiner bürgerlichen Herkunft unter den Kurfürsten Moritz und August von Sachsen als Landrentmeister und Amtmann des Amtes Nossen Karriere machte. Ihm folgten die Familien von Pflugk und von Starschedel. 1696 wurde das Vorwerk mit dem Verkauf an Friedrich Adolf von Haugwitz zu einem eigenständigen Rittergut aufgewertet. Das aus dem Meißnischen stammenden alten Adelsgeschlecht war seit dem Mittelalter in Sachsen, Schlesien, Böhmen und Mähren ansässig. Aus der Familie gingen Bischöfe, Generäle und hohe Beamte hervor.
Der Familie von Haugwitz folgte die Familie von Einsiedel. Danach war Gersdorf im Besitz der Familien von Arnim und von Carlowitz. Für Dietrich Carl und Caroline Johanna von Carlowitz wurde auch das aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts stammende zweigeschossige Wohngebäude im Jahr 1890 so umgestaltet, wie es heute noch zu sehen ist. Man fügte an die Nordseite des rechteckigen, zweigeschossigen Hauses die beiden achteckigen Türme mit geschweiften Hauben hinzu und versah den Eingang mit einem Vorbau. Die Erdgeschossräume erhielten eine vornehme Ausstattung mit Stuckdecken. Auf der Westseite erschließt eine Freitreppe das Gartengelände. An der schmalen Ostseite befindet sich ein Rundbogentor mit Archivolten und Schlussstein sowie Muschelnischen mit Sitzbänken in den Gewänden. Darüber ein Balkon.
Nach dem Tod des ehemaligen sächsischen Kriegsministers Hans Carl Adolph von Carlowitz, der Gersdorf Anfang des 20. Jahrhunderts zu seinem Ruhesitz gemacht hatte, gelangt das Schloss über Johanna Friederike (Frieda) von Carlowitz an die Grafen und Prinzen zur Lippe-Weißenfeld. 1937 ging Gersdorf an Daniel von Hoenning O´Carroll, der 1945 ermordet wurde. Mit ihm endete auch die adlige Besitzfolge. Im Schloss richtete man unter dem Namen des Widerstandskämpfers Bernhard Göring eine FDGB-Bezirksschule ein. Der Name ist heute noch über dem nördlichen Eingang des Schlosses zu lesen. Später diente das Gebäude als Lehrlingswohnheim und Internat. Da die Familie zur Lippe-Weißenfeld nach 1990 auf einen Rückerwerb verzichtete, ging der ehemalige Herrensitz 1997 an die Marzodko GbR, deren Investitionspläne sich jedoch nicht verwirklichten. 2007 pachtete eine Wohngemeinschaft das Haus. 2012 erfolgte der Erwerb durch die Kooperative Schloss Gersdorf, deren Mitglieder sich den Traum von einem naturverbundenen Leben erfüllen möchten.
Gleich neben dem Schloss steht das Haus des ehemaligen Gutspächters. Mit seinem hohen Walmdach überragt es das Schloss deutlich. Das durch einen Mittelrisalit mit Dacherker hervorgehobene Gebäude wurde vermutlich Ende des 17. Jahrhunderts unter dem Oberhofmarschall Friedrich Adolf von Haugwitz errichtet. Ein noch Anfang des 20. Jahrhunderts vorhandenes Wappen derer von Haugwitz über der Haustür mit Krone und zwei gekreuzten palmenartigen Zweigen ließ darauf schließen.
 
Bildergalerie
Schloss Gersdorf
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