Historisches Sachsen
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Königstein   
 
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Information

Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge

Beschreibung
Die große Schleife der Elbe, die der Strom an dieser Stelle in seinem Lauf von der Quelle bis zur Nordsee formt, wird von zwei für das Elbsandsteingebirge typischen Bergen überragt, dem Lilienstein und dem Königstein.
Inmitten dieser malerischen Felslandschaft der Sächsischen Schweiz erhebt sich an den Ufern der Elbe der 360 m hohe Sandsteintafelberg mit den trutzigen Mauern der Festung Königstein.
Schon vor über 700 Jahren hatten Menschen begonnen, den "Stayn" zu befestigen. Was lag auch näher, als den hoch über dem Fluss liegenden Felsen zu einem natürlichen Wächter der umliegenden Ebenheit und des Stromes auszubauen? So existierte bereits im Mittelalter eine Burganlage, die ebenso wie das umliegende Land dem böhmischen König gehörte. Die Kernburg stand auf einem Felsplateau, das an drei Seiten steil abfällt. Als Annäherungshindernis schlägelte man eine vorhandene Schlucht aus. Heute ist der mittelalterliche Burgkern von der Georgenburg überbaut.
Ursprünglich um 1200 errichtet, wurde die Burg im Jahre 1233 erstmals urkundlich genannt. In einer Grenzurkunde aus dem Jahre 1241 regelte der böhmische König Wenzel "in lapide regis" - auf dem Stein des Königs - Herrschaftsfragen im Gebiet der Oberlausitz. 1289 erwähnte eine königlich-böhmische Urkunde einen Burggrafen Ramuoldus de Nimans.
Welchen Rang der Königstein bereits im 14. Jahrhundert hatte, beweist der mehrtägige Aufenthalt Kaisers Karl IV. 1359 auf der Burg. Obwohl der Königstein eine große strategische Bedeutung für die böhmischen Könige gehabt haben muss und zu dieser Zeit für einen Kaiseraufenthalt entsprechend ausgebaut und stark befestigt war, erlitt die Burg doch das Schicksal vieler böhmischer Anlagen. Geldnöte zwangen König Wenzel IV. den Königstein an die mächtigen Donins zu verpfänden. So ergab sich nach der Dohnaischen Fehde, in der Burggraf Jeschke von Dohna auf den Königstein flüchtete, für die Wettiner 1406 die Gelegenheit, den Königstein zu belagern und im Vertrag von Eger 1459 endgültig in ihren Besitz zu bringen.
Die Wettiner verfügten aber schon über die Festung Sonnenstein in Pirna. So wandelte Herzog Georg der Bärtige den vernachlässigten Königstein in ein Kloster, das jedoch im Zuge der Reformation bald wieder aufgelöst wurde. Schließlich befahl der sächsische Kurfürst Christian I. 1589 den Ausbau zur Landesfestung.
In den folgenden Jahrhunderten brachte man die Verteidigungsanlagen immer wieder auf den neuesten Stand, so dass kein Feind jemals wagte, die Festung anzugreifen. Ende des 16. Jahrhunderts errichteten die Wettiner im Zusammenhang mit dem Bau des Wallganges und der Brustwehr drei Türme, die der Beobachtung des Vorgeländes und dem Beschuss der Flanken der Festung dienten. Zur selben Zeit wurden an der Brustwehr vier weitere Türme gebaut, von denen heute u.a. noch der Seigerturm erhalten ist.
Viele bedeutende Baumeister haben an den Anlagen gewirkt: Paul Buchner, Hans Irmisch und Generalleutnant de Bodt ebenso wie Klengel und Pöppelmann. Aufgrund der militärischen Uneinnehmbarkeit des Königsteins suchten die sächsischen Kurfürsten und Könige in unruhigen Zeiten Zuflucht und bewahrten hier Kunstschätze und den Staatsschatz auf. Nach Umbauten im 17. und 18. Jahrhundert war der Königstein die stärkste Befestigungsanlage ihrer Art in Deutschland, wenngleich ihre strategische Bedeutung jedoch nur gering war.
Darüber hinaus war der Königstein wegen seiner landschaftlich reizvollen Lage schon früh ein beliebtes Ausflugsziel des Hofes. Zu den bekanntesten Gästen zählten Zar Peter I. sowie die preußischen Könige Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. Auch Napoleon inspizierte die sächsische Festung.
Die 9,5 Hektar große Festungsanlage ist ca. 550 m lang und bis zu 350 m breit. Drei Zugbrücken dienten seit 1589 zur Sicherung des einzigen Zufahrtsweges zum Festungsplateau. Über dem großen Eingangstor zeigt sich das kursächsisch-polnische Wappen mit den gekreuzten Kurschwertern.
Die 30 Gebäude aus acht Jahrhunderten erinnern an eine kleine Garnisons- und Festungsstadt. Alles, was für eine längere Überlebenszeit notwendig war, besaß die Festung: Brunnen und Kirche, Lazarett und Kaserne, Zeughaus und Weinkeller. Die Leiden der Soldaten, die ihren Militärdienst unter kärglichen Bedingungen ableisten mussten, können wir heute kaum noch erahnen. Doch können wir uns vorstellen, wie sie durch die Schießscharten lugten und nach dem Feind Ausschau hielten, wie ihre Frauen vor den Kasernen schwatzten und die Kinder umhertollten.
So haben zahlreiche Unbekannte für den dauerhaften Bestand der Festung gesorgt. Ihnen ist es zu verdanken, dass wir heute nicht nur Ruinen, sondern restaurierte Gebäude, wie die Kaserne, das Schatzhaus, die Magdalenenburg, das Brunnenhaus und viele andere sehen können.
Daneben diente die Festung auch als Gefängnis. Menschen aus allen Schichten, Studenten ebenso wie Kammerherren und Offiziere, saßen hier oftmals wegen geringfügiger Kavaliersdelikte ein.
Dass die Festung ein außerordentliches Staatsgefängnis war, spürte auch Johann Friedrich Böttger, der als "Goldmacher" in die sächsische Geschichte einging. Er kam dem maßlos prunksüchtigen August dem Starken gerade recht, um die stets leere Staatskasse wieder mit Gold zu füllen. In der Georgenburg lebte der Apothekergeselle von 1706 bis 1707. An dem herrlichen Blick in das Elbtal konnte er sich freilich nicht erfreuen. Erst nach einem fast einjährigen Aufenthalt gestattete man ihm einen gelegentlichen Aufenthalt an der frischen Luft - in Begleitung von zwei Offizieren.
Doch neben den zahlreichen bekannten Gefangenen, die auf der Festung einsaßen, beeindruckt auch die Leistung anderer Personen, die auf ihr tätig waren. Eine der bewundernswertesten technischen Leistungen der damaligen Zeit war der von Freiberger Bergleuten unter Leitung des Bergbaumeisters Planer mit 152,5 m Tiefe und 3,5 m Durchmesser geteufte Festungsbrunnen (1563-69). In 139 Meter Tiefe strömt klares Quellwasser aus zwei ausgehauenen Strecken zu. Die durchschnittliche Höhe des Wasserstandes misst neun Meter. Sieben Jahre nach Beendigung der Schachtarbeiten teilte der Kommandant dem Kurfürsten in einem Brief mit, dass der "herrliche Bronnen offen" stehe und derselbe "bei dieser bösen Welt von losen Buben wohl vergiftet werden möchte". Noch im gleichen Jahr beauftragte man den Uhrmachermeister König aus Altenburg mit der Planung eines Wasserhebewerkes. Doch seine Konstruktion - ein Seilkübelwerk mit Pferdeantrieb - scheiterte, nicht zuletzt durch das ständige Drängen des Kurfürsten, das wohl eine geringere Sorgfalt beim Bau verursachte. So wurde 1586 ein anderes Hebewerk mit einem Tretrad aus Holz in Betrieb genommen. Der Brunnen lieferte bis 1967 Trinkwasser.
Heute ist die Festung nicht nur ein Freilichtmuseum. Auf ihr sind auch eine Sammlung sächsischer Geschütze des 15. bis 18 Jahrhunderts, u.a. das Riesengeschütz "Faule Magd" und eine Sammlung moderner Waffen untergebracht.
Die 1621/22 im Renaissancestil errichtete Magdalenenburg, benannt nach der Gemahlin von Kurfürst Johann Georg II., beherbergte von 1725 bis 1818 das legendäre 238.000 Liter fassende Riesenfass von August dem Starken. In besonderem Maße hat sich die Regierung vom 17. bis zum 19. Jahrhundert mit den berühmten Königsteiner Weinfässern befasst. Drei Riesenfässer standen einst auf dem Königstein. Die Riesenfässer waren das Ergebnis eines Wettstreits zwischen dem Kurfürsten von der Pfalz und dem sächsischen Kurfürsten. Mit dem dritten Riesenfass besiegte der sächsische Kurfürst schließlich den Kurfürsten von der Pfalz.
An der Stelle der heutigen Magdalenenburg wurde 1428 ein Brauhaus errichtet. Während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 und während des Zweiten Weltkrieges dienten die Räume der Magdalenenburg der Unterbringung von französischen Kriegsgefangenen.
Gelegentlich scheint es, als sei die Schönheit eines Bauwerkes für die Herrschenden wichtiger gewesen, als der militärische Nutzen. Ein besonders schönes Bauwerk ist die Friedrichsburg an der Nordseite der Festung. Die Friedrichsburg entstand von 1589 bis 1591 nach Plänen Paul Buchners. Ursprünglich Christiansburg genannt, dienten der Keller und das Erdgeschoss zur Unterbringung von Kanonen und zur besseren Flankierung und Befestigung der Elbseite der Festung.
Im Obergeschoss, das bis 1731 über einen Wendelstein erreichbar war, befand sich ein aufwändig gestalteter Saal. Berühmte Gäste haben die Christiansburg gesehen, so u.a. Friedrich Wilhelm I. und sein Sohn. August der Starke ließ 1731 den bis dahin schmucklosen Bau zu einem barocken Pavillon umgestalten. Im Innern war das Schlösschen mit Deckengemälden und Darstellungen aus der sächsischen Geschichte reich verziert. Den Wendelstein ersetzte eine doppelläufige Freitreppe. Zur Erinnerung an den Besuch des preußischen "Soldatenkönigs" Friedrich Wilhelm I. im Jahre 1728 benannte August der Starke das Gebäude in "Friedrichsburg" um.
Um die Festung Königstein rankt sich auch eine kleine Geschichte, die zu damaliger Zeit für Aufregung sorgte: Im März 1848 erstieg der achtzehnjährige Schornsteinfeger Abratzky aus Mahlis bei Oschatz in einem dreistündigen Alleingang die Festung an ihrer südöstlichen Spitze. Ein Posten nahm ihn in Empfang und führte ihn dem Kommandanten vor. Als "Dank" für seine beachtliche bergsteigerische Leistung erhielt er zwölf Tage Arrest. Abratzky schrieb seine Erlebnisse in einem kleinen Heftchen nieder und lebte von Erzählungen und dem Erlös des Heftchens, bis er sechsundsechzigjährig in Dresden starb.
Die imposante Bergfestung gilt als das meist besuchte historische Bauwerk Sachsens, zieht sie doch nicht nur wehrgeschichtlich Interessierte in ihren Bann, sondern auch Naturliebhaber, denen sich entlang der 2.200 m langen Brustwehr ein fantastischer Ausblick auf das bizarre Elbsandsteingebirge und die Ausläufer des Osterzgebirges bietet. Für eine Besichtigung dieses großartigen Ensembles sollte man einen ganzen Tag einplanen.
 
Bildergalerie
Festung Königstein
Festung Königstein
Georgenburg
Friedrichsburg
Blick von der Festung auf die Elbe
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