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Beschreibung
Der bereits im frühen 14. Jahrhundert erwähnte Ort Lüttewitz in der Gemeinde Jahnatal - nicht zu verwechseln mit der nur sechs Kilometer entfernten gleichnamigen Ortschaft Lüttewitz östlich von Döbeln - besitzt eines jener Herrenhäuser, die in den vergangenen Jahren umfassend saniert wurden und trotz gewisser baulicher Vereinfachungen das Ortsbild prägen. In der Mitte des 15. Jahrhunderts ist ein Vorwerk belegt, dass man 1445 als Rittersitz bezeichnete. 1553 wurde das Anwesen Rittergut Lüttewitz genannt. Zahlreiche Adlige waren im Besitz dieses Rittergutes, so im 17. Jahrhundert die Familie von der Sahla, George Caspar von Saalhausen, die Familie von Holleuffer und um 1700 Melchior Christoph von Schlotheim.
Den Bau des barocken Herrenhauses veranlasste 1715 jedoch der Hofrat und königlich-polnische sowie kurfürstlich-sächsische Kreishauptmann Rudolph Heinrich von Nostitz. Er stammte aus dem weit verbreiteten Oberlausitzer Adelsgeschlecht von Nostitz, das sich im 15. Jahrhundert ins benachbarte Schlesien sowie nach Böhmen verzweigte. Rudolph Heinrich von Nostitz war verheiratet mit Magdalene von Nostitz geb. von Dürfeld.
Das Herrenhaus ist ein zweigeschossiger, rechteckiger Putzbau mit dreiachsigem Mittelrisalit und Giebel sowie prächtigem, aus der Erbauungszeit des Hauses stammendem Portal. Über dem Eingang waren früher die Wappen der Familien von Nostitz und von Dürfeld sowie die Inschrift "R. H. V. N. - J. M. V. N. G. V. D. - 1715", bezogen auf Rudolph Heinrich von Nostitz und seiner Ehefrau Magdalene von Nostitz, geb. von Dürfeld und die Wappen der Familien von Mangoldt und von Breitenbauch sowie die Inschrift "F. A. v. M. - E. J. W. v. M. g. v. B. 1800", bezogen auf Franz Adolf von Mangoldt und Erdmuthe Johanne Wilhelmine von Breitenbauch angebracht. Den Abschluss des Hauses bildet ein hohes Mansarddach mit Krüppelwalm (Viertelschopf). An der Rückseite befindet sich ein dreigeschossiger Anbau. Das Herrenhaus ist aus dem ehemaligen Gutshof herausgerückt und um 90 Grad gedreht. Die zweigeschossigen Wirtschaftsgebäude des Rittergutes sind teilweise saniert und entstammen einer späteren Bauperiode. Der ehemalige Landschaftspark am Herrenhaus ist heute leider nicht mehr zu erkennen.
Bekanntheit erlangte auch der letzte Rittergutsbesitzer Werner Mummert, dessen Familie 1884 das Gut kaufte. Der 1897 in Lüttewitz geborene Werner Mummert entstammte einer alten Offiziersfamilie und war als Kommandeur der Panzer-Division Müncheberg 1945 an der Verteidigung Berlins beteiligt. Doch auch er konnte das Kriegsende nicht mehr wesentlich beeinflussen. Mummert starb als Generalmajor und Ritterkreuzträger 1950 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft.
Nach der Enteignung wurden am Herrenhaus das Mansarddach und der Mittelgiebel abgebrochen, um der damaligen Ideologie entsprechend die Symbole adligen Besitzes zu beseitigen. Zwischenzeitlich hat das Herrenhaus sein barockes Aussehen wiedererlangt. In den 1990er Jahren wurden Dach und Giebel rekonstruiert und das Herrenhaus umfangreich saniert. Nachdem die im Herrenhaus untergebrachte Mittelschule 2005 wegen der stark gesunkenen Schülerzahl schließen musste, hat nun die örtliche Kindertagesstätte von dem Haus Besitz ergriffen.
Trotz seiner baulichen Vereinfachungen beeindruckt das Gebäude weiterhin durch sein weitgehend authentisches Erscheinungsbild und prägt maßgeblich das Ortsbild. In seiner langen Geschichte hat das Rittergut entscheidend das Wirtschaftsleben der umliegenden Orte und damit auch deren Entwicklung beeinflusst, woraus sich bis heute die regionalgeschichtliche Bedeutung des ehemaligen Herrenhauses als einziger weitgehend original erhaltener Bestandteil des einstigen Rittergutes ableitet.
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Bildergalerie |
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Herrenhaus Lüttewitz |
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