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Beschreibung
Wiederau, erstmals 1080 als Widerhowe genannt, war ursprünglich eine slawische Siedlung, die sich später zum Straßendorf erweiterte. Grundlage der ersten Ansiedlung war der fruchtbare Auerand der Weißen Elster südwestlich von Leipzig.
Die Geschichte des heutigen Schlosses beginnt jedoch zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Nach dem Brand des alten Gutshauses 1614 wurde im Jahre 1705 das Barockschloss Wiederau im Auftrage des Leipziger Handelsherrn David Fleischer erbaut. Fleischer hatte schottische Vorfahren und wurde 1703 durch Kaiser Leopold I. als David von Fletscher in den Adelsstand erhoben. Der Schlossneubau wird Johann Gregor Fuchs - 1696 bis 1715 Ratsbaumeister in Leipzig - zugeschrieben. Es ist jedoch gut möglich, dass weitere Baumeister an der Errichtung beteiligt waren. Das Schloss ist ein dreigeschossiger Rechteckbau mit Mansarden-Walmdach und zwei leicht hervortretenden Flügeln an der Nordseite. Das Eingangsportal befindet sich im Mittelrisalit, der durch einen rundbogigen Uhrturm bekrönt wird. Zum Portal führt eine Freitreppe.
Fleischer holte zur Ausgestaltung der Innenräume den bekannten italienischen Architekturmaler Giovanni Francesco Marchini und einen Stuckateur aus Mailand. Die vielfältig gegliederten und kostbar verzierten Wände des über zwei Geschosse reichenden Festsaales zeigen Szenen aus der antiken Mythologie. Raumbeherrschend ist das monumentale Deckengemälde, das den Blick über perspektivisch verkürzte Säulen nach oben lenkt. Frauenfiguren, die für die göttliche Weisheit und die menschliche Tugend stehen, umgeben eine Himmelslandschaft. In seiner Gesamtheit ist der Festsaal mit seinen Stuckdekorationen, Wand- und Deckenmalereien besonders wertvoll und wohl einzigartig in Sachsen.
Nach dem kurzzeitigen Besitz der Grafen von Solms übernahm Graf Johann Christian von Hennicke 1737 das Schloss. Hennicke entstammte einfachen Verhältnissen, konnte sich jedoch die Gunst des Grafen von Brühl erwerben und stieg so in den Adelsstand auf. Anlässlich der Huldigungsfeier für Johann Christian von Hennicke erklang Johann Sebastian Bachs Kantate "Angenehmes Wiederau, freue dich in deinen Auen".
Die Grafen von Hennicke starben jedoch bereits in zweiter Generation im Mannesstamme aus. Die geborene Gräfin von Hennicke, Christiane Sophie von Berlepsch, vererbte das Rittergut ihrem Ehemann Gottlob Ehrig von Berlepsch. Da das Ehepaar Berlepsch keine Kinder hatte, erbte die Ehefrau des Haussekretärs Christiane Elisabeth Kypke das Rittergut. Ihr Mann Friedrich Christian Kypke stiftete ein Familienfideikommiss. Nach dem Erlöschen der Linie Kypke fiel dieses Familienfideikommiss 1906 an Konrad von Holleuffer, einem Enkel Friedrich Christian Kypkes, der den Namen Holleuffer-Kypke annehmen musste.
Konrad von Holleuffer-Kypke, seit 1926 KPD-Mitglied, vertrat liberale Ideen und stellte die Nebengebäude von Schloss Wiederau in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts der Arbeiterjugend von Leipzig und Umgebung zur Verfügung. Doch die Bodenreform am Ende des 2. Weltkriegs konnte auch der "rote Baron" nicht verhindern.
Nach dem Krieg zogen Vertriebene in das Schloss ein. Später diente das Gebäude als Gemeindeverwaltung und Kindergarten. Für den Abriss zu Gunsten des Braunkohletagebaus vorgesehen, wurde das Gebäude 1975 leergeräumt. Das Ende der DDR verhinderte das Ansinnen. Zwischenzeitlich setzte man den vernachlässigten Bau wieder instand. Das Schloss, heute vollkommen restauriert, befindet sich seit 2010 in Privatbesitz.
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Bildergalerie |
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Barockschloss Wiederau |
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Barockschloss Wiederau |
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