Historisches Sachsen
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Kunnersdorf   
 
Allgemeines
 
Information

Landkreis Görlitz

Beschreibung
Die Dörfer entlang des Weißen Schöps nördlich von Görlitz sind klassische Waldhufendörfer, die im 13. Jahrhundert von deutschen Siedlern angelegt wurden. Das zum Teil tief eingeschnittene Tal verengt sich zwischen Ebersbach und Kunnersdorf und wird zunehmend von steilen Hängen eingeschlossen. Auf einer Anhöhe links des Bachlaufes befindet sich in Kunnersdorf ein ehemaliger Herrensitz mit zwei sanierten Schlössern, die durch ein weitläufiges Parkgelände miteinander verbunden sind.

Altes Schloss


Mehrfach wechselten in den Jahrhunderten die Eigentumsverhältnisse. Zu den bedeutendsten Herren gehörte jedoch zweifellos der Görlitzer Kaufmann Hans Frenzel, der in seiner Heimatstadt auch "der Reiche" genannt wurde. Hans Frenzel, 1463 in Görlitz geboren, absolvierte eine Lehre als Kaufmann und übernahm die Geschäfte seines Onkels Peter Frenzel, die er erheblich erweitern konnte. Seine Heirat 1493 mit Anna Tilicke, der einzigen Tochter des Kaufmanns Caspar Tilicke, brachte ihm nach dem Tod seines Schwiegervaters eine bedeutende Erbschaft ein. Unter anderem kamen neben Friedersdorf auch mehrere Häuser in Görlitz sowie Waren und Bargeld in seinen Besitz. Darüber hinaus erwarb er mehrere Dörfer, wie Girbigsdorf, Königshain und Liebstein. 1505 kaufte er auch das Rittergut in Kunnersdorf. Im Alter von 63 Jahren starb Hans Frenzel 1526 als vermögender Mann in Görlitz. Sein Sohn Joachim Frenzel führte die Geschäfte weiter und erhielt 1544 von Kaiser Karl V. in Speyer den Adelstitel.
1640 erwarb Joachim von Schachmann das Rittergut. Die Schachmanns, ursprünglich aus Danzig stammend, hatten in die Familie Frenzel eingeheiratet und dadurch in der Lausitz umfangreiche Ländereien erlangt. Im Besitz von Kunnersdorf sollten sie bis 1772 bleiben. Mit dem Tod von Johanna Eleonora von Gustedt, Tochter von Franz von Schachmann, seit 1706 Herr auf Kunnersdorf, und Johanna Eleonora von Schönberg, ging das Gut an Carl Victor August von Broitzem auf Ebersbach über. Die nachfolgenden Besitzer wechselten häufig. Hervorzuheben ist Jean-Baptiste Baron de Nothomb, der 1851 das Anwesen kaufte. Der belgische Gesandte erwarb sich schnell das besondere Vertrauen am preußischen Hof in Berlin und wusste das gute Verhältnis zwischen Deutschland und Belgien zu festigen. Im Schloss führte er Gespräche mit zahlreichen Gästen aus nahezu allen europäischen Ländern zu politischen und wirtschaftlichen Themen. Baron de Nothomb ließ auch den englischen Landschaftsgarten anlegen, der Anregungen des Fürst-Pückler-Parks in Bad Muskau aufnahm. Das Alte Schloss diente als Gärtnerhaus.
Ende des 19. Jahrhunderts übernahm der preußischer Regierungsrat Hugo von Stockhausen den Besitz. Ihm folgten die Töchter Itta Freifrau von Wrangel und Elsa Freifrau von Eckartstein. Durch die Bodenreform 1945/46 ist das Rittergut enteignet worden. Das Schloss nahm Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten auf und diente ab 1984 als Gemeindeverwaltung. Heute befindet sich im Neuen Schloss eine Recyclinggesellschaft. Im Alten Schloss richtete sich eine Zahnarztpraxis ein.

Wann die beiden Schlösser in Kunnersdorf errichtet wurden, ist unklar. Das Alte Schloss am nördlichen Parkrand dürfte, den Bauformen folgend, in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts errichtet worden sein. Gut möglich, dass sich im Gebäude noch eine ältere Bausubstanz verbirgt. Das helle, zweigeschossige Bauwerk auf rechteckigem Grundriss trägt ein hohes Mansardenwalmdach. Lisenen gliedern dezent die barocke siebenachsige Fensterfassade. In der Mittelachse wird die Eingangstür durch zwei Bogennischen eingefasst, in denen früher vermutlich barocke Skulpturen standen.

Neues Schloss


Nur wenige Schritte südlich orientiert sich das Neue Schloss zum Gutshof. Die Anlage besteht aus einem Mitteltrakt und zwei ehemals spiegelgleichen Seitenflügeln. Weil die Herrschaft zusätzliche Räume benötigte, erhöhte man im 19. Jahrhundert den ursprünglich einstöckigen rechten Flügel und schuf so ein störendes Ungleichgewicht. In der Mitte führt eine kurze Freitreppe zum Haupteingang. Über ihm befindet sich ein farbig gestaltetes Doppelwappen, das Auskunft über die Errichtung des Schlosses geben könnte. Es bezieht sich auf den königlich polnischen und kurfürstlich sächsischen Kammerherrn Joachim Philipp von Gustedt und seine Ehefrau Johanna Eleonora von Schachmann. Beide heirateten 1740. Johanna Eleonora von Schachmann brachte die Rittergüter Kunnersdorf und Mittelkönigshain in die Ehe ein, so dass von einem Bau des Schlosses in dieser Zeit ausgegangen werden kann. Über dem Wappen schwingt sich ein Bogengiebel auf, den eine steinerne Vase bekrönt. Auf der Gartenseite betont ein Dreiecksgiebel den Eingang. Darüber halten zwei Putten eine Wappenkartusche. Vom großen Saal führt eine breite Freitreppe hinunter zum Park.
Beide Schlösser befinden sich in einem guten, restaurierten Zustand und sind so eine Besichtigung wert.
 
Bildergalerie
Altes Schloss Kunnersdorf
Neues Schloss Kunnersdorf
Wappen
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