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Beschreibung
Ortschaften mit dem Namen Gersdorf gibt es in Sachsen zahlreiche. Das hier beschriebene Gersdorf bei Reichenbach in der Oberlausitz erstreckt sich beiderseits des Weißen Schöps und gilt als der Stammsitz der gleichnamigen Adelsfamilie. Das Geschlecht derer von Gersdorff gehört dem Oberlausitzer Uradel an. Ihr Wirken begann bereits im 13. Jahrhundert, wenngleich eine sichere namentliche Zuordnung zum Stammsitz in Gersdorf erst mit Anfang des 14. Jahrhunderts möglich ist. Eine Urkunde vom 25. April 1301 nennt "dominus Christianus advocatus provinciae Gorlicensis dictus de Gerhardisdorf", der mehrfach das Amt des Landvogts der Görlitzer Provinz ausübte. Die Gersdorffs waren vor allem in der Oberlausitz und in Sachsen ansässig, gehörten aber auch in der Niederlausitz, in Schlesien und in Böhmen zu den Landständen. Familienangehörige bekleideten seit dem 14. Jahrhundert in den genannten Ländern ständische Ämter oder standen in Diensten verschiedener Fürsten, insbesondere der böhmischen Könige und der Kurfürsten von Sachsen. Kein oberlausitzisches Adelsgeschlecht hatte sich so schnell und vielfach verzweigt, wie das Adelsgeschlecht derer von Gersdorff. Folgerichtig besaßen die Herren von Gersdorff in ihrem Stammland einen umfangreichen Grundbesitz, der im 16. Jahrhundert sogar über den aller Sechsstädte hinausging.
Doch auch die Familie von Gersdorff konnte nicht alle ihre Güter halten. Gersdorf ging bereits 1585 verloren, als Joseph von Gersdorff seinen Besitz an Günther von Hermsdorf verkaufte, von dem das Gut 1603 Hans von Warnsdorf erwarb. Hans Georg von Warnsdorf, der das Gut erbte, war mit Katharina geb. von Salza aus dem Hause Ebersbach verheiratet und musste schon bald seine Güter veräußern. So übernahm Hiob von Salza 1635 Gersdorf und Markersdorf. Mit dem Landesältesten Joachim Ernst von Nostitz setzte 1689 eine längere Besitzphase der Familie von Nostitz ein. Erst 1810 verkaufte es Johann Carl Gotthelf von Nostitz-Drzewiecki an seine zweite Gemahlin Henriette Louise Auguste geb. Krug von Nidda. Damit gelangte Gersdorf später testamentarisch an den königlich-sächsischen Generalleutnant der Kavallerie und Generaladjutanten des Königs von Sachsen Carl Krug von Nidda. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs wurde die Familie Krug von Nidda enteignet und auf die Insel Rügen deportiert. Eine beabsichtigte Sprengung des Schlosses konnte 1947 verhindert werden. Das Gebäude diente zunächst als Flüchtlingsunterkunft, später als Wohnhaus, Schule und Kindergarten. Dabei wurden auch die großzügigen Räume durch Zwischenwände unterteilt, so dass die ursprüngliche Raumstruktur verloren ging. Nach dem Ende der DDR wurden die Räume zwar leergezogen, doch die Gemeinde Markersdorf erhielt großzügige Fördermittel für eine umfangreiche Restaurierung des alten Herrensitzes. Das ursprüngliche Konzept, im Schloss eine Kindestagesstätte und ein Altersheim einzurichten, wurde zwar nicht umgesetzt, doch mit dem Abschluss eines Pachtvertrages mit der SCHKOLA, einem freien Schulträger, begann 2019 auch der Innenausbau zu einer Bildungseinrichtung.
Das Schloss Gersdorf ist aus einem mittelalterlichen Herrensitz hervorgegangen, der sich ursprünglich auf einer rechteckigen Insel befand. Ein Plan aus dem Jahre 1780 zeigt das Schloss von einem breiten Wassergraben umgeben, der seinen Zufluss aus dem früher im Bereich des heutigen Schlossgartens liegenden und im 19. Jahrhundert zugeschütteten Schilfteich erhielt. Vom Wirtschaftshof aus erreichte man über eine steinerne Brücke den an der Nordseite gelegenen Schlosseingang. Die östliche Ausfahrt des Wirtschaftshofes führte über eine weitere steinerne Brücke zwischen zwei Mauern am Kirchhof entlang, während die westliche Ausfahrt an der Schäferei vorbei durch die breite Lindenallee nach Reichenbach ging.
Das Schloss bestand zu dieser Zeit aus einer geschlossenen Vierflügelanlage mit zwei Etagen, wurde aber zu Beginn des 19. Jahrhunderts - mit Ausnahme des Südflügels - abgerissen und 1879 durch Carl Krug von Nidda unter Einbeziehung des Südflügels zu einer Dreiflügelanlage umgebaut. Das hufeisenförmige Gebäude öffnet sich nach Osten hin und wird durch einen in die nordwestliche Hofecke gesetzten Wendelstein erschlossen. Seine Fassade lehnt sich dabei an die deutsche Renaissance an, bei der die Hof- und Gartenfronten der Nord- und Südflügel reich gegliederte Volutengiebel erhielten. Die Südwand des südlichen Flügels belebt zudem ein Erker. Dachgauben gestalten das hohe Satteldach. An den Umbau des Schlosses erinnert ein Sandsteinrelief an der Ostwand des nördlichen Schlossflügels mit den Wappen des Carl Krug von Nidda und seiner Ehefrau Linna von Falkenstein sowie der Jahreszahl 1879. An der Nordseite des Schlosses schließt sich eine weitläufige Gutsanlage mit ein- und zweigeschossigen Wirtschaftsgebäuden des 18. und 19. Jahrhunderts an, die später mehrfach erneuert wurden. Die ehemaligen Wirtschaftsgebäude werden heute überwiegend als Wohnungen genutzt.
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| Schloss Gersdorf |
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