Historisches Sachsen
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Knauthain   
 
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Information

Leipzig

Beschreibung
Knauthain ist ein Ortsteil der Stadt Leipzig und liegt ca. 10 km vom Zentrum entfernt im südwestlichen Stadtgebiet in der Aue der Weißen Elster im Leipziger Neuseenland. Das Schloss befindet sich etwas außerhalb der Ortslage am Rande des ausgedehnten Schlossparks.
Die erste urkundliche Erwähnung eines Herrensitzes des Petrus de Hagen stammt aus dem Jahre 1174. Der Ortsname entstand, weil der typisch deutsche Rodungsname Hagen in großer Zahl auftrat und ein differenzierter Zusatz erforderlich war. Dieser ergab sich dadurch, dass die Familie der Knaut am Ende des 13. Jahrhunderts hier Fuß fasste. Die Knutonen waren ein altritterliches Geschlecht in Thüringen und Sachsen und wurden in Urkunden häufig, zumeist als Zeugen, erwähnt. Zur Regentenzeit des Thüringer Landgrafen Albrecht und seines Sohnes Friedrich mit der gebissenen Wange standen sie am Hofe in großem Ansehen. Das Geschlecht besaß u. a. in Thüringen und Meißen, an der mittleren Saale und unteren Unstrut zahlreiche Güter und ließ sich auch in der nahen Grafschaft Groitzsch, südlich von Leipzig, nieder.
In der Mitte des 14. Jahrhunderts mussten die Knutonen ihren Besitz in Knauthain jedoch aufgeben. Ihnen folgte die Familie Pflugk nach, die sich über 200 Jahre in Knauthain halten konnte. Das böhmische Uradelsgeschlecht erschien zuerst im südlichen Böhmen, erwarb zum Ende des 13. Jahrhunderts Besitzungen in Westböhmen und in den 1330er Jahren auch in der Markgrafschaft Meißen. Ihnen gehörten u.a. die Güter in Leuben, Strehla, Tiefenau, Wiederau und Zabeltitz. Nachdem die Familie von Schönberg Knauthain in der Mitte des 16. Jahrhunderts in ihren Besitz bringen konnte, wurde er 1591 an Otto von Dieskau verkauft.
Das repräsentative Schloss auf einer Grünfläche neben dem Schlossteich entstand für Carl Hildebrand von Dieskau wohl nach Bauplänen des sächsischen Landbaumeisters David Schatz. Es gehört zu den schönsten Schlössern im Leipziger Land. Seit dem Mittelalter befand sich am Standort des heutigen Schlosses eine alte Wasserburg der Ritter Knaut und Pflugk, die um 1700 durch Carl Hildebrand von Dieskau überbaut wurde. Dabei reichen unterschiedliche Zeitangabe von 1698 bis 1705. Der Graben, der die Burg und das spätere Schloss einst vollständig umgab, ist nicht mehr erhalten. An den Renaissancevorgängerbau erinnert nur noch ein unter dem Mezzanin in den parkseitigen Mittelrisalit eingelassenes Sandsteinrelief, wohl aus dem 16. Jahrhundert, das den Gottvater sowie die Wappen der Familien von Pflugk und von Schönberg zeigt. Die Wappen beziehen sich auf Barbara von Pflugk und ihren Ehemann Wolf von Schönberg.
Das von David Schatz geplante Schloss erhebt sich auf einem H-förmigen Grundriss, den es in gleicher Form auch beim Dresdner Palais im Großen Garten gibt. Die dort vorhandene reiche Sandsteinverkleidung ersetzte Schatz in Knauthain jedoch durch eine preisgünstigere, gegliederte Putzfassade. Mit seinem hohen Sockelgeschoss, zwei Vollgeschossen, einem Mezzanin und dem stattlichen Walmdach wirkt der Bau ungewöhnlich hoch. An den Mittelbau sind hervortretende und jeweils drei Fensterachsen breite Seitenflügel angefügt. Die Mittelachse der Putzfassade wird sowohl an der Hof-, als auch an der Gartenseite durch Mittelrisalite mit Dreiecksgiebeln und Lisenengliederung betont. Während auf der Hofseite eine breite Freitreppe mit Terrasse zum Eingang führt, fügt sich an den gartenseitigen Mittelrisalit ein Balkon mit Blick zum Schlossteich an. Darüber befindet sich das von Löwen gehaltene gusseiserne Wappen der Grafen von Hohenthal und Bergen aus dem 19. Jahrhundert. Über dem Eingang erinnert eine Inschrift, eingelassen in eine Tafel aus Rochlitzer Porphyr, an die Entstehung des Schlosses in lateinischer Sprache.
Nach der Fertigstellung des Schlosses begannen die Arbeiten zur Anlage des Schlossparks, zu dem die Öffentlichkeit keinen Zutritt hatte. Eine Mauer umgab das Anwesen. Auf Grund zunehmender finanzieller Schwierigkeiten musste die niederadlige Familie von Dieskau, die mehr als 150 Jahre in Knauthain blieb, 1753 das Schloss und die anliegenden Güter jedoch verkaufen. So erwarb Friedrich Wilhelm Freiherr von Hohenthal auf Großstädteln die Rittergüter Knauthain, Knautnaundorf und Lauter. Carl Adolph Graf von Hohenthal und Bergen nahm in der Mitte des 19. Jahrhunderts einen Umbau des Schlosses vor, bei dem das Haus um den eisernen Balkon ergänzt und das gräfliche Wappen an der Gartenseite angebracht wurden. Zugleich gestaltete er den Schlosspark im Stil eines englischen Landschaftsparks um. Mit dem Verkauf der Rittergüter Knauthain, Knautnaundorf und Lauer 1936 an die Stadt Leipzig entdete die Besitzfolge adliger Herren. Die Stadt ließ das Schloss zu einer Schule umbauen, wobei erhebliche Teile der barocken Innenausstattung verloren gingen. Bis in die 2000er Jahre diente das Schloss als Schule, dann stand es längere Zeit leer. Erst 2008 erwarb die FIO Systems AG das Anwesen und richtete hier ihren Firmensitz ein. Die Firma hat 2024 das Haus jedoch wieder verlassen.
Östlich des Schlosses Knauthain, am Rande der breiten Wiesenauen der Weißen Elster, liegt der ca. 9 ha große, gepflegte Schlosspark, der in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine Umgestaltung zum englischen Landschaftspark erfuhr. Der heute frei zugängliche Park ist bekannt für seinen alten und artenreichen Baumbestand, der auch zu längeren Spaziergängen oder zum Verweilen einlädt. Seine botanischen Besonderheiten, wie Blutbuchen, verschiedene Eichenarten aber auch Eiben und Ginkgos, machen ihn im Leipziger Raum zu einem gern besuchten Ort für Naturliebhaber und Erholungssuchende. Dazu spiegelt sich das Schloss im ruhigen Schlossteich und der "Naturlehrpfad Schloss Knauthain" vermittelt auf zahlreichen Informationstafeln entlang des vier Kilometer langen Wegs viel Wissenswertes zur Leipziger Flora und Fauna.
Das zum gesamten Ensemble gehörige Rittergut befindet sich südwestlich vom Schloss. Nach der Enteignung des städtischen Grundbesitzes wurden die ehemaligen Stadtgüter Knauthain und Lauer 1949 zum Volkseigenen Gut Knauthain zusammengeschlossen. Schwerpunkte der landwirtschaftlichen Tätigkeit waren der Hopfenanbau sowie die Tierzucht. 1992 erhielt die Stadt Leipzig den Hof zurück und baute einen landwirtschaftlichen Betrieb nach ökologischen Richtlinien auf. Der Hof wurde 2003 an die Öko-Gut Leipzig GmbH veräußert, die u.a. auch das Gutsverwalterhaus nutzt. Der stattliche Putzbau mit Krüppelwalmdach, Zwerchhaus und Dreiecksgiebel trägt über dem Eingang das Wappen der Grafen von Hohenthal. Die auf dem Hof stehenden ein- und zweigeschossigen Stall- und Wirtschaftsgebäude mit Satteldächern, Putzfassaden und Klinkerzierelementen sind saniert und werden ebenfalls genutzt.
 
Bildergalerie
Schloss Knauthain
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