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Beschreibung
Schmölln liegt etwa vier Kilometer östlich der Großen Kreisstadt Bischofswerda am nordwestlichen Rand des Lausitzer Berglandes. Der Ort entstand aus einer slawischen Siedlung, die vermutlich seit dem 8. Jahrhundert n. Chr. im Norden des heutigen Ortes bestand. Ab dem 10. Jahrhundert erfolgte eine deutsche Besiedlung entlang des Schwarzwassers. Die drei Rittergüter Nieder-, Mittel- und Oberschmölln, welche aus Besitzerwechseln und Erbteilungen entstanden, haben über Jahrhunderte das Dorf geprägt. Ab 1700 kam auch noch das Gut in Neuschmölln hinzu.
Herrenhaus Niederschmölln
Das bekannteste Rittergut ist das Rittergut Niederschmölln nahe der Kirche, das im 17. Jahrhundert im Besitz verschiedener Adliger, wie der Familie von Ponickau und von Baudissin, war. Der seit dem Mittelalter geteilte Herrensitz in Schmölln wurde Anfang des 18. Jahrhunderts von Christoph Siegmund von Raußendorf vereinigt. Das aus Schlesien eingewanderte Adelsgeschlecht von Raußendorf ist seit dem 13. Jahrhundert nachweisbar und hatte auch in der Oberlausitz mehrere Güter. Urkundliche Spuren finden sich u.a. in Bautzen, Gaußig und Görlitz. Darüber hinaus waren die Landadligen von Raußendorf von 1392 bis 1563 die alleinigen Besitzer des Dorfes Spremberg. Im Jahre 1736 erwarb der Bautzener Handelsherr Johann Georg Benada den Besitz, von dem er 1746 nach seinem Tod an seine Tochter Johanna Dorothea Matthaei überging. Die Kommissionsrätin ließ zwischen 1748 und 1750 auf dem Rittergut Niederschmölln auch das noch heute bestehende Herrenhaus errichten.
Bei dem äußerlich schlichten Herrenhaus handelt es sich um einen barocken Putzbau mit Mansardwalmdach und Gauben. Den Bau prägen die auf der Hof- und Gartenseite unterschiedlich gestalteten Risalite. Während auf der Hofseite die drei mittleren Fensterachsen der neunachsigen Hauptfassade als Mittelrisalit mit bekrönendem Giebel leicht vorgezogen sind, wird die Gartenfront durch einen auf vier dorischen Säulen stehenden Balkon mit Ziergeländer sowie eine Dachgaube mit breiten Anschwüngen besonders betont. Darüber hinaus beleben einige wenige Schmuckelemente in Rokokoformen die Fassade. Eine geschwungene Treppe führt auf der Hofseite zum Eingang in der Mittelachse. Bemerkenswert ist auch die im Erdgeschoss und Obergeschoss noch fast vollständig erhaltene barocke Raumstruktur. Da der in Terrassen abfallende östliche Garten tiefer als der westliche Hof liegt, befindet sich im Untergeschoss auf der Gartenseite ein Gartensaal mit Korbbogenfenster und zwei Nebenräumen. Der Garten besitzt einen alten Gehölzbestand sowie zwei Postamente mit Vasen. Auf dem langgestreckten, rechteckigen Wirtschaftshof stehen noch ein Verwalterhaus, eine Scheune und Wirtschaftsgebäude.
Johanna Dorothea Matthaei verkaufte die Rittergüter Nieder-, Ober- und Neuschmölln 1781 an Heinrich Ludwig von Zehmen. Ihm folgten weitere Familienmitglieder, bis das Gut 1841 an bürgerliche Besitzer veräußert wurde, darunter u.a. der Besitzer der Bautzener Schlossapotheke, Eduard Päßler, und ab 1856 der im 19. Jahrhundert sehr bekannte Schauspieler Emil Devrient. Bis 1945 war das Herrenhaus Mittelpunkt der Gutsanlage und Depot der Dresdner Sammlungen. Danach wurde es als Flüchtlingslager, Schule, Kindergarten und Heimatmuseum genutzt. Nach einem mehrjährigen Leerstand privatisierte die Gemeinde den baufälligen ehemaligen Adelssitz Niederschmölln, doch der neue Besitzer kümmerte sich nicht um sein Anwesen. Das Herrenhaus verfiel immer mehr. Schließlich sorgte der neue gegründete Förderverein Schloss Schmölln für erste Sicherungs- und Erhaltungsmaßnahmen, in den Jahren ab 2013 kontinuierlich gefördert durch finanzielle Mittel der Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Seit 2019 ist das Herrenhauses Niederschmölln privatisiert und in einem guten Bauzustand.
Herrenhaus Oberschmölln
Obwohl das Obergut bereits 1689 genannt wurde, stand es historisch gesehen über Jahrhunderte im Schatten des größeren Rittergutes Niederschmölln unweit der Kirche. Da der seit dem Mittelalter geteilte Herrensitz im 18. Jahrhundert wieder vereinigt wurde und bis in das 20. Jahrhundert auch stets in einer Hand blieb, sind die Besitzverhältnisse identisch.
Die Gebäudesubstanz des Herrenhauses stammt in ihrem Kern aus dem 17. Jahrhundert, ist jedoch in den nachfolgenden Jahren stark verändert worden. Nach 1945 wurde das Herrenhaus im Rahmen der Bodenreform enteignet. Im Jahr 2000 konnte ein Privatmann das wenige Jahre leerstehende Herrenhaus teilweise von der Treuhand erwerben und drei Jahre später auch noch den zweiten Teil des Herrenhauses von einer Erbengemeinschaft dazukaufen. 2004 begannen die umfangreichen Sanierungsarbeiten für eine angestrebte Wohnnutzung, die im Frühjahr 2005 zum Einzug der ersten Mieter führte.
Das Herrenhaus ist saniert, steht aufgrund seiner starken baulichen Veränderungen jedoch nicht unter Denkmalschutz. Dennoch ist der ehemalige Funktionsbezug der Anlage mit ihren erhaltenen baulichen Resten als Rittergut mit Wohn- und Wirtschaftsgebäuden nachvollziehbar. Die ehemaligen zwei Lindenalleen sind nur noch in Resten vorhanden.
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| Herrenhaus Niederschmölln |
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